Ausbesserungswerk München-Neuabing
Zeittafel: Bauliche Anlagen Bezeichnungen Untersuchungen

1899

Vorlage zur Erweiterung der Werkstätten München und Weiden i. Oberpf den Abgeordneten des Bayerischen Landtages, trotz erwarteten Defizits von 257 Werkstattständen für Personen- und Güterwagen

27.11.1899

Beratung über den Neubau einer fünften Centralwerkstätte, neben München, Nürnberg, Regensburg und Weiden in der Oberpfalz in der 36. Sitzung vor der Kammer des Bayerischen Ladtages in München:
Kanditaten für zukünftigen Standort sind Augsburg, München und Umgebug, sowie Schweinfurt

1901
Entscheidung für Aubing bei München durch notariellen Kaufabschlusses
des günstigem Baulandes und höchstem Verkehrsaufkommen aller drei Standorte
04.03.1902

Erster Spatenstich für das 5.969.00 Mark veranschlagte Werkstättenneubaus ohne Grunderwerbskosten auf dem Waldgelände zwischen den Eisenbahnstrecken München Herrsching und München Starnberg.
Zur Bauausführung kommen in den folgenden Jahren:

  • Umfangreiche Erdarbeiten, da das Gelände um ca.2,5 m abgesenkt werden muss,
  • Zwei Wagenreparaturwerkstättenmit 250 Ständen unter 12m Wagenlänge,
  • Ein Verwaltungsgebäude mit anschließenden Magazinen,
  • Eine Zentralschmiedeanlage,
  • Eine Holzbearbeitungsanlage,
  • Eine Zentraldampfkesselanlage für Heizzwecke,
  • Ein Wasserhaus mit Wasserhebung und zugehörigen Wasserleitungen,
  • 14 Arbeiterwohngebäude mit je 12 Wohnungen, sowie Beamtenwohngebäuden,
  • Sonstige Neben- und Sozialgebäude,
  • Elektrische Beleuchtung und maschinelle Einrichtungen
01.10.1906

Erstmalige Erwähnung der königlichen Werkstätteninspektion Aubing im Jahresbericht 1906 der Bayerischen Staatsbahnen als fünfte Centralwerkstätte mit 160 Mann, davon 93 Arbeitern.
Eine vorfristige Eröffnung von Betriebsteilen sehr wahrscheinlich, wie z.B. am 06.12.1905 die Inbetriebnahme eines von fünf Zweiflammrohrkessel für die Hochdruckdampfheizung der ganzen Werkanlage, sowie für die Dampfhämmer

1907
Beginn der Werkserweiterung um eine Weichenwerkstätte Fertigstellung ist 1910,
Aufnahme der Reisezugwagenunterhaltung,
Übernahme der 750 V= Triebfahrzeuge, el T 1481-1489 (spätere ET/EB 184.01-09) und Gütertriebwagen 601 (späterer ET 199.01) der Strecke Berchtesgaden
Salzburg in den Unterhaltungsbestand
1907/1908
Übernahme der Unterhaltung von Kraftfahrzeugen der bayerischen Postverwaltung
1910
Inbetriebnahme der einzigen Weichenwerkstatt der kgl. Bayer. Staatsbahn in der Halle 11
13.11.1913
Bewilligung der Entwürfe und des Kostenvoranschlges in Höhe von 2.887.000 Reichsmark zur Erweiterung einer neue Personenzugwagenhalle durch den Bayerischen Landtrages
1914
Einstellung der Vorarbeiten infolge des Ausbruchs des I. Weltkrieges,
Übernahme der Fertigung von Kriegsmaterial, insbesondere von 10,5 cm Langgranaten (150.000 Stück),
Inbetriebnahme einer eigenen Reparaturwerkstätte der bayerischen Postverwaltung auf dem Gelände der Zentralwerkstätte
Baubeginn war 1912
 
um 1915
Firmierung als Centralwerkstätte Neuaubing
09.1918
Beginn der Ausbildung von Schlosserlehrlingen und der Errichtung einer Ausbildungswerkstätte
1918
  Infolge der Demobilmachungsverordnung auch Einstellung betriebsfremder Arbeitskräfte, die u.a. die Einführung des Mehrschichtbetriebes zur Folge hat. Der Personalbestand steigt auf 1.535 Mann gegenüber 539 Mann von 1913
01.08.1919
  Abschaffung des Mehrschichtbetriebes durch Personalreduzierung auf unter 1.100 Mann
Frühjahr 1921
Baubeginn der neuen Personenzugwagenhalle nach den Plänen von 1913
31.03.1921
Gründung des "Reichsbahn Turn- und Sportverein Neuaubing"
01.07.1921
Einführung des Gedingeverfahrens
1921/1922
Umfangreiche Erneuerung und Leistungssteigerung der Dampferzeugungsanlagen:
u.a. Errichtung von vier Wasserrohrkessel der Firma Babcock & Willcox nach Abbruch von drei der fünf Zweiflammrohrkessel, Rauchgasvorwärmung, rauchverzehrende Feuerung mit 50 m hohem Schornstein
10.1924
Verspätete Fertigstellung des Personenzugwagenhallenrohbaus infolge fortschreitender Preissteigerungen, Geldentwertungen, sowie durch Streiks und Aussperrungen von Arbeitern
1926
  Übernahme dreier Speichertriebwagen der Bauart Wittfeld in den Unterhaltungsbestand
Übernahme der Wechselstromtriebwagen 701-704 (ehem. Dampftriebwagen) in den Unterhaltungsbestand1
01.04.1927
Vollständige Inbetriebnahme der neuen Wagenhalle (Halle 3)
19.04.1927
Einstellung der Güterwagenausbesserung Übertragung dieser Aufgaben dem RAW München an der Donnersbergerstraße, da infolge des Umzugs nach Freimann hier nun Kapazitäten frei werden
Übernahme der Unterhaltung von Personen-, Post- und Reisezuggepäckwagen als Ausgleich vom RAW München
1928
  Inbetriebnahme der Reparaturwerkstätte für Kraftwagen als Halle 12 nach Erwerb für 350.000 Reichsmark von der Bayer. Postverwaltung 1926
1930
Neubau der Kantine,
Übernahme der E80.01-05 in den Unterhaltungsbestand
1935
  Übernahme der Elektrotriebwagen der Baureihen ET 25 und ET 31 in den Unterhaltungsbestand
1936
Erweiterung der Kantine durch Anbau eines weiteren Saales und Umbauten zu einem Gemeinschaftsraum, der gleichzeitig als Übungsstätte für die Lehrlinge des "Reichsbahn Turn- und Sportverein Neuaubing" dient,
Übernahme der Schnelltriebwagen der Baureihe ET 11 und der Aussichtstriebwagen ET 91 in den Unterhaltungsbestand
1937
Umzug der Fernsprechzentrale aus Halle 12 in den Keller des Gemeinschaftsraumes unter gleichzeitiger Erneuerung und Vergrößerung,
Modernisierung der Trockenanlage,
Zukauf eines in der angrenzenden Nachbarschaft liegenden Grundstück für das Weichenlager
1938
Erweitreung der Kantine um das Schlachthaus mit dazugehörigen Stallungen
ab 1939
  Wiederaufnahme der Güterwagenausbesserung, Abarbeitung von umfangreichen "Kriegssonderleistungen", wie z.B. Einrichtung und Ausbesserung von Sonderfahrzeugen aller Art für die Reichsbahn und Wehrmacht, Bau von Lazarett- und Werkstattzügen
1915/1916
01.04.1924
Umbau der 170.01 der Spandauer Hafenbahn in eine Akkulokomotive
12.11.1924
  Umstellung der HW Neuaubing zum Eisenbahn-Ausbesserungswerk (EAW) Neuaubing
1924/1925
 
Unterstellung dem "Zentralmaschinenamt München bei der Gruppenverwaltung Bayern"
Firmierung als "Reichsbahn-Ausbesserungswerk Neuaubing" (RAW Neuaubing)
 
   
 
  Statistische Angaben jeweils im Rechnungsjahr

Jahr
Reparaturleistung
ø Zahl der
Bediensteten
Bemerkungen
Güterwagen
Personenwagen
1907
  2.500
  160
 
1908
    84
  700
 
1913
2.000
5.700
  539
 
1919
 11.408 
1.535
Demobilisierungsmaßnahmen
1926
9.500
 
1.200
 
1929
10.500
??
 
1930
1.408
 
1932
1.159
 
1942
2.480
davon fast 600 Frauen und über 800 fremdvölkischer Arbeitskräfte
1950
1.943
zzgl. 142 Lehrlinge
1956
5.800
2.463
1980
2.150
  885
1981
2.158
  911
davon 103 Beamte, elf Angestellte und 797 Arbeiter,
zzgl. 179 Lehrlinge, fünf Praktikanten und elf Junggehilfen
 
   
1942
Firmierung als RAW München-Neuaubing
1943/1944
  Schwere Schäden nach Bombenabwürfen alliierter Luftstreitkräfte
05.1945
  Aufnahme des Betriebes nur wenige Tage nach der Kapitulation
Vordringlich ist die Fertigung nach Schadgruppe 0 (Bedarfsausbesserung)
 
ab 1948
  Firmierung als EAW München-Neuaubing
1949
  Beginn der ersten Rationalisierungswelle
Einstellungsstop und Entlassung von bundesweit 10.000 Eisenbahnern
1950
  Abschluß des Wiederaufbaus der alten Anlagen
Das Werk ist in 34 Meistereien in 34 Hallen und Gebäuden aufgeteilt
 
   
 
  Unterhaltungsbestand
Elektrische Triebwagen
  90 Fahrzeuge
Speichertriebwagen
  13 Fahrzeuge
Steuer- und Beiwagen
  82 Fahrzeuge
Reisezugwagen
  3.812 Fahrzeuge
davon
Lenkachswagen
  2.789 Fahrzeuge
Drehgestellwagen   1.023 Fahrzeuge
Bahndienstwagen   456 Fahrzeuge

sowie Sonderaufgaben wie Gießerei, Stoffprüfungen und die Weichenwerkstätte
 
   
 
  Errichtung von folgenden Fertigungsbändern für

  Drehgestellwagen
 
Schadgruppe
Bezeichnung
Arbeitsstände
Arbeitsaufwand
Aufenthalt
Leistung
P2 normal
Hauptuntersuchung
12
  300 Std
 7 Tage
5 Wagen / Tag
P2 schwer
Hauptuntersuchung
12
  500 Std
13 Tage
5 Wagen / Tag
P3           
Hauptuntersuchung m. Auffrischung
17
2.000 Std
29 Tage
3 Wagen / Woche
P4           
dsgl. mit Hauptausbesserung
20
3.000 Std
45 Tage
1,5 Wagen / Woche
P5           
dsgl. mit Vollaufarbeitung
20
4.000 Std
63 Tage
0,75 Wagen / Woche

  Lenkachswagen
 
Schadgruppe
Bezeichnung
Arbeitsstände
Arbeitsaufwand
Aufenthalt
Leistung
P2 normal
Hauptuntersuchung
11
  230 Std
 5 Tage
4,7 Wagen / Tag
P2 schwer
Hauptuntersuchung
11
  440 Std
  7 Tage
4.7 Wagen / Tag
P3           
Hauptuntersuchung m. Auffrischung
17
  900 Std
21 Tage
1 Wagen / Tag
P4           
dsgl. mit Hauptausbesserung
20
1.300 Std
32 Tage
3,2 Wagen / Woche
P5           
dsgl. mit Vollaufarbeitung
20
2.000 Std
52 Tage
1,6 Wagen / Woche
 
   
1951
Firmierung als Aw München-Neuaubing
Abgabe des Unterhaltungsbestandes für Speichertriebwagen an das Aw Limburg (Lahn)
ab 1952
 
10.1953
  Beginn des 3yg-Programms
Modernisierung und Vereinheitlichung des zu unterhaltenden 3-achsigen Wagenparks
12.1956
  Ende des 3yg-Programms und Beginn des 4yg-Programms
Auslieferung des ersten 4-yg Wagens am 25.01.1957
1959
  Abgabe des Unterhaltungsbestandes für Elektrotriebwagen an das Aw Stuttgart-Bad Cannstatt
1961
  Ende des 4yg-Programms
01.01.1963
  Unterstellung der neuen "Zentralstelle für den Werkstättendienst" in Frankfurt (Main) anstelle der aufgelösten "Geschäftsführenden Direktion für das Werkstättenwesen" (GDW) in München
1967
Verlagerung des Weichenwerkes zum Aw Witten (Ruhr)
13.11.1969
  Positive Entscheidung zum Erhalt des Ausbesserungswerkes durch die "Zentralstelle für den Werkstättendienst" (ZW)
 
16.05.1972
  Großbrand in der Halle 2
Plötzlicher Brand der Außenhaut eines in Reparatur stehenden 3yg-Wagens
Ursache ungeklärt ca. 4.000 m² Dachfläche zerstört, Totalschaden an Hebebocksatz, Stahlkiesstrahlanlage mit Lufterzeugern
Sachschaden ca. 6,5 Mio DM
Beseitigung von Brandschäden nochmals 1,8 Mio. D-Mark
1972-1978
 

Erforderliche Investitionen nach jahrelager Ungewissheit über den Verbleib des Ausbesserungswerkes und die damit einhergehende Vernachlässigung von notwendigen Investionen:

  • Trennung der Drehgestellwerkstatt durch Verlegung der Radsatzwerkstätte in die Halle 1,
  • Einbau einer neuen Radsatzdrehmaschine für 953.000 DM,
  • Baus einer neuen 2,5 Mio. DM teuren Werkskantine auf dem Gelände des ehemaligen Ersatzstücklagers (Bau 10),
  • Einbau einer Radsatzförderanlage für 967.000 DM,
  • Anschaffung einer Ultraschallprüfstandes für 571.000 DM,
  • Einbau einer Spurkranzschweißanlage für 454.000 DM,
  • Einrichtung einer Drehgestellwaschanlage für 390.000 DM,
  • Anschaffung neuer Dreh- und Brückenkräne für 404.000 DM,
  • Bau einer neuen Drehgestellschiebebühne für 368.000 DM
  • Erneuerung des Hallendaches der ausgebrannten Halle 1 für 2,8 Mio DM,
  • Bau einer Stahlkiesstrahlanlage in der Halle 2 für 800.000 DM,
  • sowie Umstellung der Kesselanlage von Heizöl auf Erdgas, Erneuerungen wie des Kanalanschlusses, sanitärer Einrichtungen, Erstellung von neuen Büroräumen und dergleichen
Einhergehend mit den Investitionen ist eine Werkverkleinerung durch Abbruch vieler Hallen und Grundstücksverkauf zu verzeichnen

Umbauter Raum
510.000 m²
 
  Fläsche bebaut
66.700 m²
  unter Dach
60.100 m²
  Gesamt
248.000 m²
 
1980
  Einrichtung einer Zentral-Elektronikwerkstätte für Lokomotiv- und Wagensteuerungsteile in der Halle 1 auf der Grundfläche eines Teils der Polsterwerkstätte für 500.000 DM
 
1981
  Unterhaltungsbestand
TEE / IC-Wagen
  207 Fahrzeuge
davon Bauart
Av
  79 Fahrzeuge
Ap   41 Fahrzeuge
ARmh   4 Fahrzeuge
ARmz   50 Fahrzeuge
WRmz   33 Fahrzeuge
   
Reisezugwagen
  2.862 Fahrzeuge
davon Bauart
Bm
  183 Fahrzeuge
D   203 Fahrzeuge
m   805 Fahrzeuge
n   1.135 Fahrzeuge
yg   375 Fahrzeuge
yl   161 Fahrzeuge
Gesamt   3.069 Fahrzeuge
 
31.12.1997
Firmierung als C-Werk des Transportbereichs DB Reise & Touristik AG
31.12.2002
  Ende einer über 96-jährigen Tradition als Ausbesserungswerk
Endgültige Schließung des Werk München-Neuaubing
 
   
   
 


 
Ausbesserungswerke
Bahnbetriebswerke
Quellenangaben